Wau.....Wau!!! „Bist du wach?“ frage ich Jasmin. „Ja“ flüstert sie. „Wir haben mal wieder Besuch. Scheint aber nur einer zu sein. Hört sich an, als würde er auf der Schotterstraße sein. Wenn er näher kommt, gehe ich raus und vertreibe ihn“. „Ok, wie viel Uhr haben wir eigentlich?“ flüstert sie mir zu. Ich drehe mich um und greife nach dem Handy. „Ohje. Wir haben gerade mal 22Uhr“ antworte ich ihr. Das Gebälle des Hundes ist wirklich laut und schallt auch noch zusätzlich von den um uns liegen Bergen zurück. Anfangs ist sein Gekläffe noch kräftig und kommt in kurzen Abständen. Nach ca. 20 Minuten hört er sich jedoch schon sehr heiser an. „Mensch, hört er denn nie auf?“ murmel ich vor mich hin. Nach weiteren 10 Minuten scheint er dann endlich aufzugeben und man hört wie er von dannen zieht. Na endlich. Jetzt können wir in Ruhe weiterschlafen. Dachten wir jedenfalls. Später in der Nacht werden wir von Kuhglocken geweckt, die sich uns nähern. Na hoffentlich sehen die das Zelt und trampeln uns nicht platt. Und noch viel wichtiger, hoffentlich fühlt sich der Stier, der gestern bei den Kühen dabei war, nicht gestört von uns. Schwere Schritte nähern sich dem Zelt. Wir hören wie eine Kuh an unserem Zelt direkt an unseren Köpfen schnüffelt. „Guten Morgen“ begrüße ich die Kuh, die sich anscheinend erschreckt und wegrennt. Wir hören wie sich die Kühe wieder langsam entfernen. So jetzt ist aber Ruhe. In den frühen Morgenstunden werden wir wieder von lautem Gebell geweckt. Nur diesmal ist es das Gebell von mehreren Hunden, die scheinbar nur wenige Meter neben dem Zelt stehen. „So jetzt reicht es mir!“ sage ich zu Jasmin, krabbel aus meinem Schlafsack, mache das Vorzelt auf, ziehe mir meine Sandalen an und schnappe mir den faustgroßen Stein, den ich für den Notfall bereit gelegt habe. Als ich das Außenzelt öffne und nur in Unterhose und mit dem Stein in der Hand hinaus ins Freie trete, schauen mich 9 Hunde und mindestens 10 Kühe und ein Stier verwundert an. Die Hunde hören augenblicklich auf zu bellen. „So ihr kleinen Scheißer. Lasst uns in Ruhe und zieht Leine“ brülle ich sie laut an und hole zum Wurf aus. Schlagartig verfallen alle in Fluchtpanik und rennen davon. Keine 5 Sekunden später stehe ich alleine nur in Unterhose und mit einem Stein in der Hand wie der erste Mensch alleine auf der Wiese. Totenstille. Na bitte, geht doch. Wir frühstücken ihn Ruhe und packen anschließend unsere Sachen.
Heute wollen wir Meteora erreichen. Doch bis dahin sind noch einige Höhenmeter zu bewältigen. Wir folgen der Schotterstraße weiter Richtung Westen. Dabei geht es zunächst kontinuierlich bergauf, durch das griechische Hinterland. Bis auf eine Hand voll kleiner Bauernhöfe und Ziegenställe, ist um uns herum nur Natur. Nach einer Weile wird die Schotterstraße wieder zu einer geteerten Straße und es geht ein Stück bergab. Beim bergab rollen, bemerke ich auf einmal einen starken stechenden Schmerz am Bauch. „AU. Was zum …..“.Als ich hinunter sehe, traue ich meinen Augen nicht. An meinem Hemd hängt eine dicke Hornisse. Reflexartig schlage ich sie weg und halte an. „Hey warte mal. Ich glaube mich hat gerade eine Hornisse gestochen“ rufe ich Jasmin zu, als sie an mir vorbei rauscht. Sie hält vor mir an und fragt mich ob ich was Fenistil haben möchte. „Ja. Kann ja nicht schaden“ antworte ich ihr. Ich mache das Hemd auf und schaue mir die Misere an. Um die Einstichstelle ist die Haut etwas gerötet. Der Stich schmerzt schon sehr. Da es aber nicht mein Erster Hornissenstich in meinem Leben ist, weiß ich, dass ich nicht algerisch bin und das der Schmerz nach ein paar Minuten wieder aufhört. Jasmin reicht mir die Fenistilsalbe und ich mache einen kleinen Klecks auf die Stelle. Kurz warten, bis sie etwas getrocknet ist und dann geht es weiter. Zuerst geht es noch ein Stückchen bergab, ehe es dann wieder, im Schnitt mit 6%, bergauf geht. Dieses ständige bergab und bergauf sind wir mittlerweile gewöhnt. Die Landschaft ist wirklich wunderschön, die Straße ist in einem guten Zustand und auch der Verkehr ist nahezu nicht vorhanden. Hier macht es wirklich riesigen Spaß zu fahren. Am höchsten Punkt angekommen, befindet sich ein kleines Dörfchen. Die erste Ortschaft nach ungefähr 40Km. Direkt vor dem Dorf befindet sich eine Pausestelle mit einem kleinen Holzpavillon. Von hier aus hat man einen super Ausblick auf das vor einem befindliche Flachland. Bis Meteora sind es jetzt noch etwas mehr als 30Km. Wir beschließen uns eine Unterkunft für eine Nacht in Meteora zu nehmen. So könnten wir dann morgen früh direkt zu den Klöstern aufbrechen. Wir suchen uns schnell eine günstige Unterkunft im Internet aus und fahren dann weiter.
Da es schon Mittags ist, meldet sich so langsam bei uns beiden der Magen. Leider haben wir keine Snacks wie Obst oder Müsliriegel mehr. Aber leider finden wir in dem Dorf kein Lebensmittelgeschäft, in dem wir hätten etwas einkaufen können. Auch in dem nächsten Dorf, 5Km weiter werden wir nicht fündig. Ich zücke das Handy aus der Tasche und schaue nach, ob wir in der nächsten Ortschaft mehr Glück haben. Und siehe da, in der nächsten Ortschaft soll es 2 kleine Lebensmittelgeschäfte geben. „In der nächsten Ortschaft sind zwei kleine Lebensmittelgeschäfte. Dort können wir etwas einkaufen. Oder wir fahren bis Kalambaka durch. Dort gibt es einen Lidl und Co.“ sage ich zu Jasmin. „Mhm.. auf einen kalten Kaffee und etwas von dem Backshop hätte ich schon Lust“ antwortet sie mir. Also ist es beschlossen. Ich packe das Handy wieder weg und weiter geht es. Während wir noch ein Stückchen oben auf dem Berg fahren, können wir in der Ferne schon die Klöster von Meteora erkennen. Zum Glück geht es jetzt erst einmal die nächsten 5Km den Berg wieder runter. Im Flachland angekommen, ändert sich die Landschaft deutlich. Die ganzen Bäume und Felsen sind Ackerfeldern gewichen. Auch der Verkehr hat wieder zugenommen. Vor allem treffen wir viele Traktoren an. Hinter der kleinen Ortschaft Theopetra biegen wir nach rechts Richtung Kalambaka ab und folgen einer Weile einer Bahnstrecke. Kalambaka ist eine Stadt die zu Füßen der Klöster von Meteora liegt. Schlussendlich landen wir auf der Hauptverkehrsstraße nach Kalambaka, die uns auch direkt zum Lidl führt. Während ich draußen bei den Rädern im Schatten warte, geht Jasmin alle Besorgungen machen. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt sie mit einem prall gefüllten Einkaufswagen zurück. Ohje, ob wir das alles unterbekommen. „Guck mal was ich alles tolles gefunden habe!“ ruft sie mir zu, während sie mit einem breiten Grinsen zu mir gelaufen kommt. Diese alte shopping queen geht es mir durch den Kopf, aber kann mir das Lachen nicht verkneifen. Wir setzten uns zu unseren Rädern in den Schatten und essen und trinken erst einmal etwas. "Ich bin fast verhungert", schmatzt Jasmin mit vollem Mund. Als wir fertig sind, verpacken wir alles. Zu meinem Erstaunen haben wir wirklich alles verstaut bekommen. Zu unserer Unterkunft geht es einmal quer durch Kalambaka. Dabei können wir schon einmal die wirklich sehr beeindruckenden Felsen von Meteora von unten bestaunen. Die Unterkunft ist schnell gefunden. Dort werden wir von einem sehr freundlichen älteren Mann begrüßt, der uns auch gleich noch mit etwas Insiderwissen zu den Klöstern beschenkt. Leider erfahren wir aber auch, dass zurzeit die Klöster nur bedingt für Touristen geöffnet sind. Grund dafür ist die aktuelle COVID-19 Pandemie. Naja, wenigstens können wir sie von außen bestaunen. Wir verstauen alle unsere Sachen auf unserem Zimmer und schließen die Räder vor dem Haus auf der Gästeteerasse ab. Heute bleibt der Kocher kalt. Schließlich gibt es hier genügend Restaurants zur Auswahl. Wir suchen uns ein schönes Restaurant aus und setzten uns draußen an einen der Tische und bestellen uns etwas zu essen. Nach dem Essen machen wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang, ehe es zurück aufs Zimmer geht. Dort planen wir noch den Ablauf für morgen früh und genießen eine heiße Dusche, ehe es ins Bett geht.