Sanft wurden wir wieder früh am Morgen von den Brüllkühen geweckt. Heute lassen wir das Frühstück vorerst ausfallen. Nach dem aufstehen packen wir alles zusammen und rollen weiter den Olymp hinab, bis wir wieder in der kleinen Ortschaft Καλύβια (Kalyvia) ankommen. Hier machen wir Halt an einem kleinen Dorfplatz, der direkt gegenüber des kleinen Lebensmittelgeschäftes ist. Wir stellen unsere Fahrräder an einer der Bänke ab und gehen in den Laden. Kurze Zeit später kommen wir mit frischem Brot, Marmelade und Schokoladenaufstrich wieder heraus. Während ich unsere Messer auspacke, füllt Basti an einem kleinen Brunnen mit Wasserhahn unsere Wasservorräte wieder auf. Nachdem er damit fertig ist, wird gefrühstückt. Während wir am frühstücken sind, fällt Basti auf, dass sein Hinterrad ziemlich platt ausschaut. „Scheinbar habe ich ein kleines Loch im Reifen. So ein Mist, dass heißt wohl nach dem Frühstück flicken“. Gesagt getan. Nach dem Frühstück macht er sich an die Reparatur. Während er das Hinterrad am ausbauen ist, fangen die Kirchenglocken der Kirche, die sich ebenfalls direkt am Dorfplatz befindet, an zu läuten. Wenige Minuten später kommen mehrere Leute aus der Kirche raus. Mensch, die sind aber alle schick gekleidet, denke ich mir. Wenig später ist Basti auch fertig und sein Rad wieder einsatzklar. „So fertig“ sagt er und klatscht in die Hände. Während er anfängt sein Fahrrad wieder zu beladen, kommt der Priester aus der Kirche. Er bleibt auf unserer Höhe stehen und begrüßt uns mit einem Lächeln und auf deutsch mit den Worten „Guten Tag. Seid ihr aus Deutschland?“. „Ja“ antworten wir ebenfalls mit einem Lächeln. Wir unterhalten uns eine Weile freundlich mit ihm. Dabei erzähl er uns, dass er einige Jahre in Frankfurt gelebt hat und deswegen recht gut deutsch spricht. Außerdem ist er interessiert an unserer Weiterreise und fragt uns allerhand Dinge. Schließlich verabschieden wir uns voneinander und bekommen sogar noch zum Abschied seinen Segen für eine gute und gesunde Weiterreise. „Ja Mensch. Da kann ja jetzt eigentlich nichts mehr schief gehen“ sagt Basti zu mir, während er sich auf sein Fahrrad schwingt. Weiter geht es. Unser nächstes Ziel sind die berühmten Klöster in Meteora. Da wir nicht die Hauptverkehrsstraße nehmen wollen, fahren wir einmal auf kleinen Nebenstraßen durch das griechische Hinterland. Dabei kommen wir hin und wieder durch kleine Dörfer oder an allein stehenden Bauernhäuser vorbei. Die meiste Zeit sind wir jedoch komplett alleine unterwegs.

Als wir von einer Nebenstraße auf einen Feldweg wechseln, machen wir nach einigen Metern Bekanntschaft mit einigen nicht ganz so freundlichen Hunden. Sie bedrängen uns schon sehr. Sie kommen bis auf wenige Zentimeter auf uns zu und kläffen uns lautstark an. Irgendwann reicht es Basti und er reißt den Selfiestick, den er immer griffbereit am Oberrohr seines Rads befestigt hat (eigentlich um Videos zu machen), hält an und brüllt die Hunde an, dass sie sich verziehen sollen. Dies wirkt sofort. Die Hunde erschrecken sich so, dass sie erst einmal auf Abstand gehen und ruhig sind. Nach einer Weile fangen sie zwar wieder an zu kläffen und folgen uns noch ein kleines Stück, aber trauen sich nicht mehr näher an uns ran. Wenig später kommen wir wieder an eine Straße. Dort wiederholt sich das Spiel. Nur diesmal geht es dabei bergauf. Auch hier kommen uns die Hunde wieder sehr nah und kläffen uns lautstark an. Als ich für ein kurzes Stück schieben muss, da ich es nicht mehr schaffe weiter bergauf zu fahren, hebe ich mir für den Notfall einen faustgroßen Stein auf und lege ihn mir griffbereit auf den Lenker. Bor verzieht euch doch einfach, geht es mir durch den Kopf. Ich habe zwar keine Angst vor Hunden, auch nicht wenn sie mich anbellen, aber wenn es mehrere sind und dann auch noch auf Handbreite zu mir heran kommen und mich dabei sehr aggressiv anbellen, ist das schon eine etwas andere Situation. Zwar schnappen sie nicht nach einem, aber unangenehm ist so eine Situation schon. Als es etwas flacher wird, steige ich dann wieder auf mein Rad und fahre weiter. „Alles ok?“ fragt mich Basti, der die ganze Zeit langsam neben mir herfährt. „Ja, nur die nerven schon ganz schön“. Als wir dann wenige Meter weiter auf eine Kurve zukommen, sehen wir eine ältere Frau die aus einem kleinen Häuschen kommt, welches sich genau an der Kurve befindet. Sie lächelt uns an und scheint die Hunde zu rufen. Diese hören jedoch nicht wirklich auf die Frau. Wir grüßen sie nur kurz auf griechisch, fahren aber weiter. Sie sagt zu uns noch irgendetwas auf griechisch, was wir aber nicht verstehen. Außerdem haben wir nicht wirklich Lust bei den Hunden anzuhalten. Direkt hinter der Kurve geht es dann ein Stück bergab. Ein paar der Hunde laufen uns noch bellend ein Stückchen hinterher, lassen dann aber nach einer Weile von uns ab. Tja, wir sind bergab halt zu schnell für euch. Unsere Talfahrt endet in einer kleinen Ortschaft. Wobei Ortschaft hier nicht ganz treffend ist. Vereinzelt stehen kleine Baracken umher und ein Ortsschild gibt es auch nicht. „Schau mal, na haste Bock?“ sagt Basti grinsend zu mir und zeigt auf den vor uns liegenden Hügel. „Ohje. Bitte nicht“ antworte ich ihm. „Na dann mal los. Dahinter geht es laut Karte wieder bergab“ sagt er zu mir und fährt los. Mitten in der Steigung muss ich dann aber aufgeben. Ich steige ab und schiebe weiter. Oben angekommen, empfängt mich Basti klatschend „Yeah, geschafft. Jetzt geht es bergab“. Zum Glück, denke ich mir.

Vor uns liegt eine grüne hügelige Landschaft. Auf einer fast nagelneuen und kurvenreichen Straße sausen wir durch das grüne Tal. Da es langsam auf den Abend zu geht, entscheiden wir uns dafür, ab sofort Ausschau nach einem Schlafplatz zu halten. Die nagelneue Straße endet abrupt nur wenige Kilometer an einer T-Kreuzung. Nach links führt eine alte Nebenstraße, die wiederum zur Hauptverkehrsstraße führt. Sie verbindet Larisa und Trikala und führt schließlich nach Meteora. Nach rechts führt uns unser Weg auf einer Schotterpiste einmal quer durch das griechische Hinterland. Also auf ins Abenteuer. Aber heute wollen uns die Hunde wohl scheinbar einfach nicht in Ruhe lassen. Nachdem wir schon eine ganze Weile der Schotterpiste gefolgt sind, werden wir von der nächsten Hundemeute angefallen. Nur diesmal sind sie zu mindestens 16 und auch deutlich größer (mehrere Doggen und andere Hirtenhunde). Außerdem sehen sie ganz schön fies aus. Sie sabbern stark beim bellen und einige haben gruselige blutunterlaufene Augen. Auch dieses mal kommen sie wieder bis auf wenige Zentimeter an uns heran. Oh man ey! Lasst uns doch einfach in Ruhe. Nach einer ganzen Weile lassen sie dann zum Glück von uns ab. Neben der Schotterpiste entdecken wir dann eine super Wiese, die geradezu zum Campieren einlädt. „Hier wäre super. Die Hunde sind zwar nicht wirklich weit entfernt, aber es wird bald dunkel und hier in der hügeligen Landschaft wird es auch nicht wirklich leicht etwas zu finden“. Wir schieben unsere Räder von der Schotterpiste runter und zu der Grünfläche. Wir entscheiden uns dafür, erst einmal etwas zu essen zu kochen und die Lage noch etwas im Auge zu behalten. Zwar sind wir von der Schotterpiste direkt einsehbar, aber Autos haben wir schon länger keine mehr gesehen. Auf der Wiese liegen vereinzelt mal hier mal dort Kuhfladen umher. Vielleicht bekommen wir in der Nacht sogar Besuch von Kühen. Als dann doch ein kleiner Milchlaster an uns vorbei fährt, folgen ihm bellend die Hunde von vorhin. Als sie uns bemerken, lassen sie von dem Lkw ab und bleiben auf der Schotterpiste stehen und bellen nun uns wieder an. Nach einer Weile hören sie aber auf zu bellen und laufen wieder zurück. „Na hoffentlich lassen sie uns jetzt in Ruhe“ sage ich zu Basti. Nach dem essen bauen wir unser Zelt auf und legen uns schlafen. Auf eine Gute und hoffentlich ruhige Nacht.