Die Reise beginnt
Am 13.07.2020 war es dann nun soweit, die Podtschis brachen nach
dem letzten Material checkup um 12:30uhr zur ihrer großen Reise auf.
Eigentlich wollten wir ja schon am 12.07.2020 aufbrechen,
aber Basti musste mit so vielen Freunden und Familienmitgliedern auf alte Zeiten,
aber auch auf die bevorstehende Reise anstoßen. Es kam wie es kommen musste.
Basti kämpfte am 12.07.2020 seinen persönlichen Kampf mit den spät folgen
des gestrigen Abends und übte gleich nochmal die stabile Seitenlage.
1 zu 0 für die Abschiedsfeier. Wir tun es als kleine Startschwierigkeiten ab. Nun gut.
Dann ging es endlich los. Doch wir wurden gleich auf die Probe gestellt.
Wer den Rheinisch-Bergischen Kreis kennt, weiß was ich meine. Hügel rauf Hügel runter.
Alles halb so schlimm, doch die 57Kg des Fahrrades inklusive der
Taschen machen sich auf Dauer schon bemerkbar.
Alles so weit so gut, unsere erste Nacht verbrachten wir an der Brucher Talsperre bei Stülinghausen.
In ihr durfte Basti sich dann auch gleich mal abkühlen. Schließlich hatten wir den ganzen Tag Sonne satt mit 30°C. Der Platz der Wahl war dann auch direkt im Wald an der Talsperre.
Aber was uns dann in der Nacht weckte war nichts für schwache Nerven!!!
Wir wurden von einem mehr als nur furchteinflößenden Schreien geweckt.
Mehr dazu und eine Audioaufnahme davon findet ihr bald in unserem ersten Video auf Youtube.
Der folgende Tag begann recht schön. Es war warm und die Sonne zeigte sich auch.
Aufstehen, Zähneputzen, Frühstücken, Sachen packen, losfahren.
Wo war noch mal was? Wie macht es mehr Sinn zu packen? Anfangsproblematik.
Mittlerweile hat alles seinen Platz und die Routine ist da.
Zurück zum 14.07.2020. Als erstes ging es zur Talsperre Wasservorräte auffüllen.
Dort haben wir dann auch gleich mal unseren Wasserfilter ausprobiert.
Alles kinderleicht und funktioniert auch beim ersten mal direkt auf Anhieb.
Mit 9 Liter mehr Wasser ging es dann weiter.
Bis dahin wussten wir noch nicht, wie sehr wir das Wasser brauchten.
Als erstes gab es eine schöne lange Abfahrt bis nah Gummersbach.
Danach sollten wir dann aber auch die andere Seite des Oberbergischen-Landkreises kennen lernen.
Es ging bei gefühlten 50°C (gemessen 31°C) nur noch Bergauf. Berg ca. 2 Km rauf und anschließend 200m runter. Dieses Spiel ging eine ganze Weile so weiter.
Gut das wir genug zu trinken dabei hatten. Abkühlung gab es dann aber am Abend.
Es wurde bewölkter und es fing an zu Regnen. Schnell einen Schlafplatz suchen.
Ein kleiner Wald kurz hinter Ottfingen gewährte uns Unterschlupf.
Kleiner Negativpunkt, unser Schlafplatz befand sich 200m Luftline von der A45.
In der Nacht hörte es dann irgendwann auf zu regnen. Doch der Tag sollte noch so einige Überraschungen bringen. Es ging wie gewohnt weiter mit dem Spiel Bergauf, Bergab.
Die schöne Landschaft machte dies aber wieder gut. Unsere Route führte uns durch Siegen und anschließend durch viele kleine Dörfchen. Doch die gute Stimmung sollte nicht lange anhalten. Während eines recht steilen Anstiegs (12% auf ca. 900m Länge) bemerkte Basti auf einmal starke Vibrationen in den Pedalen. Als es etwas flacher wurde, hielt er an um nach dem rechten zu sehen. Schockiert musste er feststellen, dass sich das vordere Kettenblatt gelöst
hat und nur noch durch den Pedalarm gehalten wird.
Ohje, als ich kurze Zeit später bei ihm ankam, begrüßte er mich mit den Worten
„So, du hast jetzt erst mal eine etwas längere Pause“.
Oh wie schön dachte ich mir, doch dann zeigte er mir warum.
Jetzt hieß es ruhe bewahren und schauen wie wir das wieder hinbekommen.
Ah ok. Halb so schlimm. Das kriegen wir wieder hin. Nichts gravierendes.
Festellen, dass man keinen 10er Imbus sowie ein Verschlussring-Werkzeug dabei hat um den Pedalarm zu lösen und den Verschlussring wieder zu befestigen, doof.
Jetzt sitzt man irgendwo im nirgendwo im Sauerland, ca. 19Km östlich von Siegen und hat das passende Werkzeug nicht dabei. Was nun? Handy raus und gucken wo der nächste Fahrradladen ist,
um sich Werkzeug zu besorgen. Aber wie sollte es anders sein,
machte sich das Internet in Deutschland mal wieder rar. Die zeigte mittlerweile 16:20 Uhr an.
Das nächste Fahrradgeschäft ist ca. 16Km entfernt nach Südosten.
Also leider einen kleinen Umweg von 12Km zur unserer eigentlichen Route in kauf nehmen.
Egal, anrufen. Keiner geht dran. Auch nicht beim 4,5 und 6 mal. Nächstes Geschäft. Betriebsferien. Schön für sie, doof für uns. Fahrradgeschäfte in Siegen, eine Option. Basti findet sie nicht besonders prickelnd. „Von dort kommen wir gerade erst her“ schnauft er. Nochmal nachschauen ob es nicht noch eine andere Möglichkeit gibt. Fahrradgeschäft in ca. 20Km Entfernung. Zwar müssen wir dann die Route etwas umlegen, aber es hilft ja nichts. „Ja, haben wir“ ist die Antwort vom Verkäufer am Telefon. Jetzt heißt es Bergauf schieben und Bergab rollen. Räder bepacken und los. Nach kurzer Zeit Bergauf schieben fährt ein Service Wagen der Firma Günther Bau an mir vorbei.
Er wir langsamer und macht die Scheibe runter „Mädchen so schwer bepackt unterwegs?“ Ich schalte sofort und frage einfach drauf los „Hallo ,haben sie zufällig einen 10er Imbus dabei?“.
„Ja, sogar einige“ ist seine Antwort.
„Super. Hinter der Kurve schiebt mein Mann auch sein Rad.
Leider hat das Rad eine Panne und wir keinen 10er Imbus dabei“. Er fährt weiter und hält neben Basti und steigt aus. Basti schildert ihm kurz das Problem und dann machen sich die beiden an die Reparatur. Nach ca. 10min ist alles wieder repariert. Wir unterhalten uns noch kurz und bedanken uns überglücklich bei ihm und verabschieden uns dann voneinander.
An dieser Stelle, wollen wir uns nochmal bei dem netten Mitarbeiter der Firma Günther Bau recht herzlich für die Hilfe bedanken. Nun kann die Reise weitergehen.
Naja, wenn da nicht der Berg von 700m Länge und satten 23% Steigung wäre.
Wir entscheiden uns, die Räder noch hoch zu schieben und uns dann einen Schlafplatz zu suchen.
Oben angekommen, wird es dann auch etwas flachen und wir finden einen schönen Schlafplatz auf einer bunten Blumenwiese. Völlig K.o machen wir uns noch etwas warmes zu Essen und
legen uns dann schlafen. Am nächsten Morgen wachen wir im dicken Nebel auf.
Sachen packen, Frühstücken, losfahren. Zum Glück geht es erst einmal Bergab.
Es folgen lange Abfahrten durch einen Dichten Mischwald.
Die Kulisse wirkt, als wäre man in Kanada.
Hin und wieder kommen mal ein paar leichte Anstiege, aber nichts wildes.
In Banfe, einem echt schönem kleinen Dörfchen machen
wir halt bei einem Tante Emma Laden mit Bäckerei und versorgen uns mit Lebensmitteln für die
nächsten zwei Tage und einem kleinen Mittagslunch.
Nach einem kurzen nettem Gespräch mit der netten Dame bei den Backwaren und dem Tipp, dass in ca. 400m ein schöner Pausenplatz kommt, fahren wir weiter. Der empfohlene Pausenplatz war echt ein guter Tipp. Dort machen wir erst einmal Mittagspause.
Unser Weg führt uns weiter an der Lahn. Leider fängt es recht doll an zu regnen, so dass wir gezwungen sind unsere Regenkleidung an zu ziehen. Bei ca. 24°C zwar nicht ganz so angenehm aber besser als komplett durchnässt zu sein. Nach ca. einer Stunde hört es aber wieder auf zu Regnen und die Sonne zeigt sich wieder. Wir fahren noch ein Stück weite, ehe wir einen echt schönen Schlafplatz auf einer Wiese finden. Am nächsten Morgen werden wir von der Sonne geweckt. Heute ging es weiter Richtung Cölbe und dann weiter bis nach Angenrod. Der Tag verlief nicht viel anders als der vorherige Tag. Nur das unser Weg meist flach verlief. Leider war die Landschaft recht eintönig. Felder, Felder, hin und wieder eine kleine Ortschaft. In der Nähe von Angenrod ließen wir uns dann für diese Nacht nieder. Der folgende Tag begann wieder mit viel Sonnenschein und das Thermometer zeigte schon warme 24°C und das um 9Uhr. Heute wollten wir bis Fulda kommen. Meist ging es entlang einer Bahnschiene. Wir freuten uns, dass es relativ flach weiter ging. Die Landschaft änderte sich aber kaum. Felder, Weiden und immer wieder kleine Ortschaften dazwischen. Erst Fulda sollte eine Änderung bringen. „Groß Stadt“. Viel Verkehr, viele Menschen und leider die ein oder andere Umleitung.
Grund, Erneuerung des Radweges.
Unser Weg führte uns durch ein großes Erholungsgebiet.
Viele Spielplätze, Teiche und outdoor Fitnessgeräte.
Alles wirkte sehr gepflegt und lud zum verweilen ein. Doch leider mussten wir weiter, um einen Schlafplatz zu finden. Nach kurzer Zeit fanden wir dann auch einen. Kleine Info am Rande, es führt sogar ein Pilgerweg durch Fulda, der zum Jakobsweg gehört.
Dies waren die ersten 6 Tage auf unserer Fahrradweltreise.
Fazit, wir trafen auf sehr viele nette Menschen auf unseren bisherigen Weg und freuen uns auf die nächsten 6 Jahre.
Bis bald liebes Tagebuch