In der Nacht werden wir von starkem Regen und Wind geweckt, der am Zelt rüttelt. Als ich mich umdrehen möchte, bemerke ich, dass sich neben meiner Matte eine Pfütze gebildet hat. Oh nein, schießt es mir direkt durch den Kopf. „Hey! Unter und neben meiner Matte ist eine Pfütze!“ sage ich aufgeregt zu Basti. „Was! Wie ne Pfütze?“ antwortet er mir, richtet sich auf und schnappt sich die Kopflampe, die er immer direkt neben sich griffbereit liegen hat. Im nun hell erleuchteten Zelt sehen wir das Malheur. Durch den starken Seitenwind wird das Außenzelt so doll an das Innenzelt gedrückt, dass das herunterfließende Wasser zwischen Zeltunterlage und Zeltboden gelangt und sich schließlich dann irgendwann durch den Zeltboden drückt. „So ein Mist!“ ruft Basti. Ich krame schnell mein Handtuch raus, um alles halbwegs trocken zu legen. Basti macht das Zelt an der Kopfseite auf um zu schauen, ob er etwas von drinnen gegen das eindringende Wasser unternehmen kann. Er schafft es von innen soweit nachzuspannen, dass wenigstens kein neues Regenwasser zischen Zeltunterlage und Zeltboden gelangt. Mittlerweile habe ich das Zelt mit meinem Handtuch wieder halbwegs trocken gelegt. Aber gerade als Basti das Innenzelt schließt, verabschieden sich die Heringe vom Vorzelt. „Das darf doch wohl nicht wahr sein!“ brüllt er merklich wütend. Also macht er vorsichtig den Eingang vom Vorzelt auf und wir sehen, dass durch den starken Regen der Boden total aufgeweicht und matschig ist und der Wind nun leichtes Spiel hatte, die Heringe aus dem Boden zu ziehen. „Mist, Mist, Mist“ meckert Basti vor sich hin, während er versucht die Heringe wieder irgendwie fest in den Boden zu bekommen. Doch leider klappt es einfach nicht, da der Boden zu aufgeweicht ist. Nun geht er soweit raus ins nicht mehr ganz vorhandene Vorzelt, und macht hinter sich den Reißverschluss soweit zu, dass nur noch seine nackten Füße im Zelt sind. Ich hören ihn draußen fluchen und meckern. Ich suche ihm schon mal sein Handtuch raus. Nach kurzer Zeit kommt er wieder rein und ich reiche ihm sein Handtuch. „So das sollte jetzt halten. Ich habe die Heringe gegen unsere großen Packtaschen getauscht. Ich glaube die gehen nicht fliegen“ sagt er zu mir und trocknet sich ab. Wir legen uns wieder hin und wir hoffen einfach nur, dass der Wind und der Regen bald nachlassen. Irgendwann nicken wir beide weg. Am frühen morgen werden wir dann von unserem Wecker geweckt. Es hat aufgehört zu regnen und der Wind hat sich auch gelegt. Es scheint sonnig draußen zu sein, denn das Zelt ist hell erleuchtet. Wir ziehen uns an und Basti öffnet den Eingang zum Vorzelt, damit wir herausgucken können. Der Boden vor dem Zelt ist komplett aufgeweicht und matschig. Wir verpacken alles was trocken ist und Basti geht schon mal raus, um alles entgegen zu nehmen. Die nassen Matten legt er aufgeblasen auf unsere Taschen in die Sonne zum trocknen. Zum Glück sind nur die Matten von unten etwas nass geworden. Nachdem alles draußen ist, komme auch ich raus. „Unglaublich. In der Nacht war Weltuntergangsstimmung und jetzt scheint wieder die Sonne und es ist komplett windstill. Als wäre nie etwas gewesen“ sage ich zu Basti, als ich mich draußen umschaue. Die dicken schwarzen Wolken sind noch in einiger Entfernung am Himmel zu sehen. Basti ist gerade dabei das Zelt von außen ein wenig trocken zu wischen. Wir entscheiden uns heute uns bei dem Frühstücken etwas mehr Zeit zu lassen, sodass alles noch ein wenig trocknen kann. Ungefähr eine dreiviertel Stunde später ist auch schon alles wieder trocken. Naja, jedenfalls alles bis auf den Zeltboden. Da stand das Zelt ja drauf. Wir packen alles zusammen, beladen die Räder und fahren dann weiter.

Nach ein paar Kilometern müssen wir eine alte große mit Holzplanken ausgelegte Brücke überqueren. Direkt hinter der Brücke müssen wir die geteerte Straße verlassen und auf einen Schotterfeldweg abbiegen. „Ob das eine gute Idee ist hier lang zu fahren? Ich meine, zwar sieht der Weg momentan noch gut aus, aber nachdem was die Nacht runter kam, kann es weiter hinten ganz schön blöd werden“ sage ich zu Basti, während wir anhalten. Er schaut auf das Navi und sagt dann zu mir, nachdem er wieder aufsieht „Also. In knapp 5Km kommt ein großer Fluss, sowie ein großes Flussdelta. Über diesen Fluss führt nur eine Brücke und zwar eine Autobahnbrücke. Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. 1. Wir nehmen diesen Weg. Der führt uns weiter Flussaufwärts zu einer Brücke, die keine Autobahn ist oder 2. wir fahren in 2Km auf die Autobahn und fahren dann für ca. 6Km über die Autobahn bis zur nächsten Abfahrt“. „Wäre es denn ein großer Umweg über die andere Brücke?“ frage ich ihn. „Mehr Strecke auf jeden Fall. Das wären ca. 16Km dann. Aber wir haben ja keinen Zeitdruck und ich fahre lieber ein paar Kilometer mehr durch die Natur, als auf der Autobahn“ antwortet er mir. Ich sehe das genau so. Also nehmen wir den kleinen Umweg. Denn wer weiß, was man sonst verpasst. Also weiter. Anfangs ist der Weg noch super, aber nach ein paar hundert Metern wird er schlechter. Viele Schlammpfützen zieren den Weg, sodass wir Schlangenlinien fahren müssen. In der nächsten Ortschaft namens Κλειδί (Klidi) angekommen, entdecken wir an einem Haus lustige Holz- und Steinstatuen. „Guck mal, der sieht so aus wie du, wenn du dich mal wieder voll gestopft hast“ sage ich lachend zu Basti. „Und die dahinter wie du. Bäh“ antwortet er mir und streckt mir die Zunge raus. Auf unserem Weg kommen wir noch durch zwei weitere kleine Ortschaften, ehe wir dann durch einen Tunnel fahren müssen, der unter einer anderen Autobahn verläuft. Und wie sollte es anders sein, natürlich steht hier das Wasser. „Augen zu und durch!“ ruft Basti und radelt los. Heile auf der anderen Seite angekommen, ruft er „Jetzt du“. Ok dann mal los. „Halt nur nicht an, sonst bekommst du nasse Füße“ ruft er mir zu, als ich gerade die Mitte erreicht habe. Anhalten? Nö! Und siehe da, ich habe es auch heile rüber geschafft. „Eigentlich hätten wir das filmen müssen“ sagt er zu mir, zieht die Kamera aus der Tasche und schaut erst mich an und nickt dann Richtung Tunnel. Ich schau ihn stirnrunzelnd an, nach dem Motto, das ist doch jetzt nicht dein Ernst. „Naja, ich würde es ja auch machen, aber ich muss ja filmen“ antwortet er mir und fängt an zu lachen. Jetzt muss ich auch anfangen zu lachen. Ach was soll´s, hat ja eigentlich Spaß gemacht. Also wende ich mein Rad und fahre wieder zurück. Auf der anderen Seite drehe ich erneut und Basti ruft mir zu „Kann los gehen“. Und wieder zurück. Drüben angekommen, sagt Basti „Mist, ich habe die Kappe drauf gelassen“ und lacht los. „Willst du mich vera......!“ frage ich ihn, sehe aber dann das er die Kappe in der Hand hält. „Du bist ja fies“ entgegne ich ihm. Er verstaut die Kamera wieder und wir fahren weiter.


  • Leider hört der Asphalt nach ein paar Metern auf und wird zur Schotterpiste. Vorbei geht es an Apfelbäumen. Kurz bevor der Weg auf die Brücke führt hält Basti an, dreht sich zu mir um und sagt „Guck mal, die sehen total lecker aus“ und zeigt dabei auf die Äpfel. „Ja, aber wir können doch keine Äpfel klauen“ antworte ich ihm. „Ich glaube nicht, dass der Bauer etwas dagegen haben wird, wenn wir uns jeder einen Apfel nehmen“ antwortet er mir. Ja ok, denk ich mir. Die sehen aber auch wirklich lecker aus. Basti steigt ab, pflückt schnell zwei Äpfel und hampelt zu mir zurück. „Waschbärstyle“, gackert er. So, jetzt geht es einmal über die Brücke. Die Straße ist wirklich super geteert. Als wir an einer Tankstelle vorbei kommen, beschließen wir eine kleine Mittagspause einzulegen. Zu essen gibt es ein paar Kekse und die frischen Äpfel. Ein paar Kilometer später erreichen wir die Ortschaft Αιγίνιο (Eginio). „Da vorne kommt ein Supermarkt. Sollen wir kurz anhalten?“ fragt Basti mich und zeigt auf das Geschäft. „Ja“ antworte ich ihm und er fährt rechts ran. Wie praktisch, dass direkt gegenüber ein kleiner Stadtplatz mit Bänken und Bäumen ist. Während Basti draußen bei unseren Rädern bleibt, flitze ich schnell rein und kaufe Vorräte für die nächsten 2 bis 3 Tage ein. Nachdem ich wieder bei ihm bin, verpacken wir alles, fahren weiter und verlassen wieder die Ortschaft. Wenig später heißt es dann, bergauf fahren. „Bor sieht die Steigung fies aus“ sage ich zu Basti. Unser Weg führt unter einer Brücke durch und geht dann direkt hinter der Unterführung steil rauf, sodass man noch nicht einmal das Ende sehen kann. Basti hält an und ruft mir zu „Fahr du ruhig weiter. Ich will kurz ein paar Bilder machen. Ich hole dich eh ein“. Und auf ungefähr der Hälfte der Strecke zieht er an mir grinsend vorbei. Wie gemein, denke ich mir. Egal gleich geschafft. Oben angekommen, empfängt mich Basti jubelnd. „Komm wir machen hier an der kleinen Kapelle eine Pause. Da vorne gibt es auch einen Wasserhahn, da können wir auch unsere Wasservorräte wieder auffüllen“ sagte er zu mir. Wir schieben unsere Räder zu der Kapelle und ich setzte mich auf die Steinstufen die auf das Gelände der Kapelle führen, während sich Basti unsere leeren Wasserflaschen schnappt und sie auffüllen geht. Kurze Zeit später ist er wieder zurück, setzt sich zu mir und reicht mir eine Flasche mit kaltem Wasser. „Hier, noch ist es kalt“. In diesem Moment hält direkt vor uns ein weißes Auto mit rumänischem Kennzeichen. Aus dem Beifahrerfenster wird uns eine Kamera von einer jungen Frau entgegengehalten. Sie begrüßt uns auf englisch und fragt uns, ob die Straße die links abgeht Richtung Strand und zu einer Bar führt. Basti antwortet ihr, dass wir aus der Richtung der anderen Straße kommen, aber das die Straße die sie meinen zum Strand führt. Aber ob da eine Bar ist, wissen wir nicht. Dann erzählt sie uns, dass sie und ihr Freund, der am Steuer sitzt, aus Rumänien sind und eine Rundreise durch Griechenland machen und fragt uns, ob wir auch eine Rundreise durch Griechenland machen. Basti lacht und sagt ihr, ja so ungefähr. Nur das sich unsere Rundreise nicht nur auf Griechenland beschränkt. Die beiden im Auto staunen nicht schlecht, als Basti ihnen grob die Route erzählt. Sie wünschen uns noch eine gute Weiterreise und fahren weiter. Wir machen es ihnen gleich und schwingen uns wieder auf die Räder.

    Hinter der nächsten Kurve geht es noch ein kleines Stück weiter bergauf, ehe es wieder ein Stück bergab zu einer Ortschaft geht. In der Ortschaft entdecken wir mehrere Bäume, die die Straße säumen. Sie tragen Früchte oder Knospen, die wir vorher noch nie gesehen haben. Auch nach einer langen Internet Recherche sind wir noch nicht schlauer geworden. Vielleicht wisst ihr ja, was das für Dinger sind? Am Ende der Ortschaft halten wir an. „Wow, guck mal. Man hat einen super Ausblick auf den Olymp. Unser erstes Ziel“ sagt Basti zu mir. Man hat wirklich einen super freien Blick auf den Olymp. Da es langsam dem Abend entgegen geht, halten wir ab sofort Ausschau nach einem Schlafplatz. Links und rechts von uns sind Felder, Felder und Felder. Es dauert eine Weile, bis wir etwas finden. An einem kleinen Feldweg, der zwischen einem Kiwifeld und einem Olivenfeld lang führt, halten wir an. „Ich guck mal ob wir hier was finden“ sagt Basti zu mir und läuft den Feldweg entlang. Nach nur wenigen Metern schon kann ich ihn wegen der Hecken, die zwischen den Feldern und der Straße liegen, nicht mehr sehen. Sichtschutz hätten wir also schon mal. Wenig später kommt er zurück. „Der Weg endet nach ein paar Metern auf einem gepflügten Feld. Wenn wir uns am Rand von dem Olivenfeld zu dem gepflügten niederlassen, sollte es kein Problem sein“. Wir passen den Moment ab, in dem kein Auto zu sehen ist. Uns muss ja nicht gleich jeder sehen. Wir suchen uns eine Stelle aus und stellen die Räder ab. Da wir noch eine Weile Sonnenlicht haben werden, beschließen wir erst zu kochen und zu essen bevor wir das Zelt aufbauen. Gerade als wir am kochen sind, kommt ein roter Pickup den Weg entlang und hält an. Ohje, hoffentlich gibt es keinen Ärger. Vier Männer steigen aus und gucken zu uns rüber. Basti steht auf und grüßt sie. Doch leider verspricht er sich und ruft ihnen „Kaliméra“ (Guten Morgen) statt „Kalispéra“ (Guten Abend) zu. Die vier Männer lachen und winken uns zu. Basti dreht sich zu mir um „Upps“. Die Männer verschwinden ins Kiwifeld, setzten sich auf den Boden und unterhalten sich. „Scheinbar wollen sie noch nicht nach Hause zu ihren Frauen“ sage ich lachend zu Basti. Während wir essen, gehen die Männer zurück zum Auto und wünschen uns noch eine gute Nacht, ehe sie ins Auto steigen und wieder fahren. Nach dem Abspülen schlagen wir das Zelt auf und verstauen alles, ehe wir uns schlafen legen.