Nach 26 Tagen Pause bei meinen Großeltern, fahren wir nun weiter. Unser Plan ist es, einmal eine große Runde durch Griechenland zu drehen und nach ca. 5 bis 6 Wochen wieder bei meinen Großeltern anzukommen, um dort notfalls zu überwintern, falls die Grenzen weiter Richtung Osten (Israel, Georgien, Armenien) immer noch für Touristen geschlossen sein sollten. Dabei werden wir einige der griechischen Highlights besuchen. Unter anderem den Olymp besteigen, die Klöster von Meteora besichtigen und viele archäologischen Stätte bestaunen. Nach einem reichhaltigen Frühstück bringen wir unsere gepackten Taschen nach draußen und fangen an die Räder zu beladen. Bevor wir los fahren, verabschieden wir uns noch von meinem Opa. Er verabschiedet uns mit den Worten „wenn irgendwas sein sollte, ruft mich an und ich hole euch mit dem Auto ab“. Bei meiner Oma brauchen wir uns noch nicht zu verabschieden, denn sie begleitet uns die ersten Kilometer. Diesmal fahren wir also zu dritt los.

In der übernächsten Ortschaft ist es dann aber soweit. Wir verabschieden uns von ihr und sie fährt wieder zurück. Ab jetzt geht es wieder zu zweit weiter. Es geht immer entlang der Küste Richtung Westen. Gerade als wir an einem kleinen Fischerhafen entlangfahren, ist es soweit. Unser erster Platten. „Mist, ich glaube ich habe einen Platten“ sage ich zu Jasmin. „Da vorne ist eine Bank. Sollen wir da anhalten?“ fragt sie mich. Ich nicke ihr zu, steige von meinem Rad ab und schiebe es zur Sitzbank. Während ich anfange mein Rad abzupacken, setzt Jasmin sich auf die Bank und schaut mir zu. „Mist, auch noch das Hinterrad. Naja was soll´s“ murmle ich vor mich hin. Nachdem ich das Hinterrad ausgebaut habe, ist der Übeltäter auch schnell gefunden. Ein dicker Stachel von einer Pflanze, die in Griechenland überall wächst und uns gut bekannt ist. In den letzten Jahrzehnten habe ich schon des Öfteren mit ihr Bekanntschaft gemacht. Nur das sie da in der Sohle meiner Schuhen steckte, oder direkt in meinen Fußsohlen. Letzteres ist nicht wirklich angenehm.

Schnell ist das Loch geflickt und das Rad wieder eingebaut. So, jetzt noch die Taschen wieder ans Rad und dann kann es auch schon weiter gehen. So fahren wir immer weiter entlang der Küste. Dabei kommen wir durch mehrere kleine Dörfer, die direkt am Wasser liegen. Als es dem Abend entgegen geht, halten wir Ausschau nach einem Schlafplatz. „Es wäre ja voll schön, wenn wir einen am Wasser finden“ sagt Jasmin zu mir. Und nach nur kurzer Suche werden wir auch fündig. Wir haben einen Richtig schönen Platz direkt am Sandstrand gefunden. Weit und breit ist niemand zu sehen. Wir schieben unsere Räder in den Sand und finden eine schöne flache Stelle für unser Zelt. „So, ich gehe jetzt noch ne Runde plantschen. Hast du auch Lust?“ frage ich Jasmin, aber sie möchte nicht. Dann nicht. Ich gehe jedenfalls rein. Nach dem Badespaß machen wir uns etwas zum Abendessen und bauen nach dem Essen das Zelt auf. In dem warmen und weichen Sand liegt man echt bequem. Nachteil ist halt nur, dass es sich nicht vermeiden lässt, dass etwas Sand mit ins Zelt kommt. Vom Rauschen des Meeres werde wir in den Schlaf gewogen.

Am nächsten Morgen werden wir sanft von dem leisen Meeresrauschen der Wellen geweckt. Herrlich. Nur leider ist das Wetter heute Morgen noch nicht ganz auf unserer Seite. Vom Meer her ziehen große schwarze Wolken auf. Na hoffentlich bleibt es trocken. Wenn nicht, dann haben wir ja immer noch unsere Regenkleidung. Nach dem Frühstücken packen wir alles zusammen und beladen die Räder. „Hey, guck mal. Da hinten kommt ein Hirte mit seinen Schafen. Strand Schafe“ sage ich lachend zu Jasmin. Sie guckt mich nur mit einer Augenbraue hochzogen an und antwortet lachend „Aha, Strand Schafe“. Nachdem alles gepackt ist, schieben wir die Räder zurück auf den Weg und fahren weiter. Kurz vor Thessaloniki halten wir an einem großen Supermarkt an, um uns für die nächsten Tage mit Lebensmitteln einzudecken. Nach ungefähr 26Km sind wir auch schon in Thessaloniki. Auf in den Großstadtdschungel. Es ist viel los auf den Straßen. „Guck mal, da vorne kommt ein Stadtpark. Lust auf eine Kekspause?“ frage ich Jasmin. Sie nickt mir zu und wir biegen zu der Parkanlage ab. Wir suchen uns eine der vielen Sitzbänke aus und machen eine Pause. Ein paar Meter von uns entfernt ist ein kleiner Bach, der sich scheinbar einmal durch den Park schlängelt. Immer wieder bleiben Leute auf der kleinen Holzbrücke, die über den Bach führt, stehen und machen Fotos. „Ich frage mich, was es dort zu sehen gibt. Ich guck mir das mal an“ sage ich zu Jasmin und stehe auf. Also stiefel ich zu der kleinen Holzbrücke los. Auf ihr angekommen, sehe ich nun, warum so viele Leute hier stehen bleiben und Fotos machen. Den ganzen Bach entlang liegen am Ufer kleine Schildkröten verteilt, die sich sonnen oder eine Runde baden gehen. Ich rufe Jasmin zu mir, dass sie es auch sehen kann. „Oh, wie cool. So viele kleine Schildkröten. Also damit hätte ich jetzt nicht in einer Großstadt gerechnet.

Wir fahren einmal von Ost nach West durch Thessaloniki. Kurz bevor wir Thessaloniki verlassen, kommen wir durch ein großes Industriegebiet. Der Verkehr ist echt brutal und die Straße in einem schlechten Zustand. Eine scheinbar endlose Blechlawine an Lkw´s und Autos düsen an uns vorbei. Zwar halten fast alle ausreichend Abstand zu einem, aber trotzdem ist das fahren hier nicht wirklich angenehm. „Mensch, ich komme mir schon vor wie in Indien“ rufe ich Jasmin laut zu, damit sie mich bei dem ganzen Lärm überhaupt hört. An einem kleinen Fluss endet das Industriegebiet und auf der anderen Flussseite befindet sich eine kleine Ortschaft. „Da vorne kommt eine Bushaltestelle. Wollen wir mal kurz eine kleine Pause machen?“ fragt mich Jasmin. „Klar“ antworte ich ihr und fahre auf die Bushaltestelle zu. Wir stellen unsere Räder ab und setzten uns auf die Sitzbank. Hinter der Bushaltestelle befindet sich ein kleines Gebäude mit der Aufschrift Café Vanilla caocao. An der Hauswand selber sind Plakate, auf denen Pralinen abgebildet sind. Auf dem umzäunten Parkplatz vor dem Gebäude liegen drei große Hunde faul in der Sonne rum. Eine Frau kommt aus dem Eingang des Gebäudes und macht das große Tor zum Parkplatz auf und verschwindet wieder im Gebäude. „Ach wäre das jetzt toll, wenn die Frau uns Pralinen bringen würde“ schwärmt Jasmin. Die Frau kommt wieder aus dem Gebäude zum Tor und winkt uns zu und begrüßt uns. Wir grüßen zurück, vorauf sie mich zu ihr winkt. Ich gehe also zu ihr. Als ich näher komme, sehe ich, dass sie eingepackte Pralinen in der Hand hält. Sie gibt mir die Pralinen und sagt zu mir „hier zur Stärkung. Ich habe eure Räder gesehen und dachte mir, die werden euch bestimmt schmecken“. Ich bedanke mich bei ihr für diese wirklich super nette Geste. Anschließend fragt sie mich noch, wo wir herkommen und wo wir hinwollen. Ich erzähle ihr kurz von unser Reise und beantworte ihre Fragen. Sie wünscht uns noch eine schöne Weiterreise und verschwindet wieder im Gebäude. Ich gehe zu Jasmin zurück und zeige ihr was sie mir gegeben hat. „Wow! Eben habe ich es noch gesagt und mir so sehr gewünscht und jetzt stehst du hier mit Pralinen. Wie lieb von der Frau“ sagt Jasmin und grinst dabei wie ein Honigkuchenpferd. Die Frau hat uns insgesamt vier Pralinen gegeben. Jeweils zwei von zwei unterschiedlichen Sorten. Wir genießen die Pralinen, die wirklich richtig lecker sind. Währenddessen bekommen wir Besuch von den drei Hunden. Einer von ihnen kommt mal schnuppern und lässt sich das Köpfchen kraulen, ehe sie alle drei wieder zurück auf den Parkplatz gehen und sich wieder in die Sonne legen. Für uns heißt es jetzt auch weiter fahren. Da es bald dunkel wird, beschließen wir ab jetzt nach einem Schlafplatz Ausschau zu halten. Leider finden wir nicht wirklich etwas. Als wir parallel zur einer Autobahn fahren, links von uns die Autobahn und rechts von uns erst ein offener Wasserkanal und dahinter Reisefelder, biegt ein kleiner Weg nach rechts ab und führt über eine kleine Brücke zu einem der Reisfelder. Wir halten an und schauen uns das mal genauer an. Da der Weg auf der anderen Kanalseite direkt eine Linkskurve macht, haben wir durch das Gestrüpp ein wenig Sichtschutz zur Straße. Leider endet der Weg aber auch schon nach nur wenigen Metern. „Es ist zwar nicht optimal, aber hier sollte es gehen“ sage ich zu Jasmin. Sie stimmt mir zu und wir beschließen uns erst etwas zu Essen zu kochen und dann kurz bevor es dunkel wird, unser Zelt aufzubauen.