Ungarn

Der Morgen verlief wie fast jeder andere. Aufstehen, Sachen packen und dann los fahren. 
Da uns leider das Obst ausgegangen ist, wir am Vortag nichts eingekauft hatten und wir keine große Lust auf Haferflocken hatten, fuhren wir ohne Frühstück los, denn in der nächsten Ortschaft befand sich ein Supermarkt. 
Dort holten wir uns etwas zum essen und fuhren ein Stück weiter, um uns einen schönen Platz zum Frühstücken zu suchen. Nach ein paar Minuten wurden wir dann auch fündig. Gestärkt fuhren wir weiter. 
Jetzt waren es noch ungefähr 20km bis zur ungarischen Grenze. Die Landschaft war landwirtschaftlich geprägt. Wir fuhren an vielen Sonnenblumen und Maisfeldern vorbei. Kurz hinter der Ortschaft Mörbisch am See, ging es ein wenig bergauf. Oben angekommen, hatte man eine super Aussicht auf die hinter sich liegende Strecke. 
Außerdem standen dort ein paar Sitzbänke mit Tischen verteilt umher. „Guck mal, dort ist auch direkt der Grenzübergang“ sagte ich zu Jasmin und deutete auf das Schild. „Sollen wir kurz eine Pause machen?“ fragte sie mich. Ich fand die Idee super. Also suchten wir uns eine schöne Bank aus und machten eine Pause.
Der Grenzübergang war ja schließlich erreicht. Wir tranken und aßen etwas. Nun aber weiter. 
Der Grenzübergang war eine etwas schmalere Straße, die für den PKW Verkehr gesperrt war. 
Somit hatten wir die Straße fast für uns alleine. Ein paar andere Fahrradfahrer waren auch unterwegs. 
Bei den ersten Metern durch Ungarn, fuhren wir an ein paar vereinzelt herumstehenden Häusern vorbei. 
Fertőrákos war die erste Ortschaft, durch die wir fuhren. Ein schickes kleines Dörfchen. Nach ungefähr 20 Km verließen wir dann auch schon wieder Ungarn und befanden uns wieder in Österreich. Dies sollte noch 2 mal der Fall sein, denn unser Weg führte uns immer in der Nähe der österreichisch- ungarischen Grenze entlang. 
Wir fuhren also wieder eine ganze Weile durch Österreich. 
Sonnenblumen und Maisfelder waren unsere ständigenBegleiter. 
Wir fuhren immer weiter bergauf. Anfangs nur leicht, aber dann auch mal wieder mit 11% Steigung. 
Als es Richtung Abend ging, hielten wir wie jeden Tag Ausschau nach einem Schlafplatz. 
Wir entdeckten einen kleinen Feldweg, der zwischen einer großen Hecke auf eine große Blumenwiese führte.
 „Na das schaue ich mir mal genauer an“ sagte ich zu Jasmin und stieg ab. Ich folgte dem Weg durch die Hecke und sah mir die Lage mal etwas genauer an. Sieht gut aus, dachte ich mir und ging zurück zu Jasmin. 
Wir schoben unsere Räder ans Ende der Wiese. Dort grenzte sie an einen dichten Wald. Hier wollen wir die Nacht verbringen. Der folgende Tag begann sehr sonnig und warm und es sollte heute auch sehr warm werden. 
Wir packten alles ein und fuhren los. Nach ungefähr einem Kilometer kam die Ortschaft Kroatisch Geresdorf.
 „Das ging jetzt aber schnell! Ich dachte Kroatien wäre weiter weg“ sagte Jasmin lachend zu mir.
 „So was verrücktes“ antwortete ich. In der Ortschaft entdeckten wir einen Spielplatz, an dem auch eine kleine überdachte Sitzgelegenheit stand. „Die bietet sich doch super zum frühstücken an“ sagte ich zu Jasmin. 
Wir fuhren zu ihr. Zu unserem Glück befand sich auch dort noch direkt eine Möglichkeit, unsere Wasservorräte aufzufüllen. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es weiter, wieder Richtung Ungarn, dass wir nach 15 Km wieder erreichten. Fast direkt hinter der Grenze befand sich die Ortschaft Kőszeg. „Vielleicht finden wir hier eine ungarische Fahne“ sagte Jasmin. Wir fuhren in die Fußgängerzone/Marktplatz der Ortschaft. Dort stand auch eine sehr schöne Kirsche und die Fußgängerzone war auch sehr schick. Schnell wurden wir fündig.
 „Juchhu, wieder eine Fahne mehr“ sagte ich zu Jasmin, als ich lächelnd aus einem Geschäft kam. 
Es ist jedes Mal ein tolles Gefühl, eine neue Fahne an dem Fahrrad zu befestigen. Auf unserem Weg kamen wir an noch mehr kleinen Dörfchen vorbei. Und schwuppdiwupp, waren wir auch schon wieder in Österreich. 
Kurz vor der Ortschaft Burg entdeckten wir ein Schild, dass auf einen Badesee mit Campingplatz hinwies. 
„Sollen wir uns das mal etwas näher anschauen?“ fragte mich Jasmin. „Gerne“ erwiderte ich. Also fuhren wir zu dem besagten Campingplatz. Am Eingang stellten wir unsere Räder ab. Ich blieb bei den Rädern stehen, während Jasmin zu der Frau am Eingang ging. Nach ein paar Minuten kam sie wieder. Sie erzählte mir, was sie alles mit der Frau gesprochen hatte. Wie die Preise sind, wo wir unser Zelt aufschlagen können, Abreisezeit am Folgetag und wo sich die Duschen und Toiletten befinden. Wir entschieden uns heute hier zu bleiben, zwar war es erst 15:30Uhr, aber wenn man schon so eine Chance zum nächtigen hat, sollte man sie ausnahmsweise nutzen. 
Ein Badesee wäre jetzt schon sehr cool dachten wir uns. Schließlich hatten wir mal wieder 36°C und Sonne satt.
 Als wir unsere Räder auf den Platz schoben, bemerkten wir das uns viele staunend beobachteten. 
Wir bauten unser Zelt auf und gingen anschließend eine runde Baden. Mensch, tat das gut! 
Wir ließen den Abend entspannt ausklingen. Der folgende Tag sollte sehr nervenaufreibend werden.
 Der Morgen begann schon direkt mit bergauf fahren. Als erstes musste eine Strecke von 1,6 Km mit 10% Steigung bewältigt werden. Doch diese sollte nicht die letzte sein. Insgesamt kamen wir an diesem Tag auf 7 Bergetappen mit mindestens 9% Steigung. Es ging immer wieder steil rauf, um dann direkt wieder steil bergab zu fahren und das bei 34°C. Aber das war noch lange nicht alles. Wir passierten wieder die Grenze zu Ungarn. 
Nach einer Weile führte uns unser Navigationssystem in einen Wald. Anfangs war der Weg noch recht gut aber nach einer Weile wurde der Weg zu einem Trampelpfad, der dann irgendwann nur noch durch Schlamm und das Dickicht führte. Was nun, umdrehen und 4 Km zurück fahren oder weiter? Der Weg sollte laut Karte nach ungefähr 600m zu einem befestigten Waldweg werden. Also weiter. Doch dieser Weg kam nicht. Nach ungefähr 1,2 Km schieben durch fast Bauch hohes Gestrüpp, matschigen Boden und Brenneseln tauchte der besagte Weg auf. Einziger Hacken an der Sache, zwischen uns und dem Weg befand sich eine 2 Meter breite Schlammgrube . Na toll. Links und rechts war kein durchkommen mit den Rädern. Also mitten durch. Als erstes schob ich mein Rad hindurch. Bis zu den Knöcheln versank ich im Morast. Nach ungefähr 2 Minuten kämpfen und fluchen war ich durch. „Lass gut sein. 
Ich mach das mit deinem Rad. Reicht wenn sich einer einsaut. Außerdem ist das ein ganz schöner Akt da durch zu kommen“ rief ich Jasmin zu. „Danke. Ich glaube ich würde auch mit dem Rad einfach stecken bleiben“ antwortete sie. Also wieder zurück und das gleiche nochmal. Als dann beide Räder drüben waren, kratzten wir den gröbsten Dreck mit kleinen Ästen ab und dann ging es auf einem deutlich bessern Weg weiter. Doch zu unserer Überraschung, sollte das noch nicht alles gewesen sein. Wege die auf der Karte eingezeichnet waren, existierten einfach nicht. 
Na toll und nu? Wir studierten die Karte. „Ok, dann da lang“ sagte ich zu Jasmin. Als wir an einer klaren Pfütze vorbei fuhren, wuschen wir uns die Füße und Schuhe. „Schon viel besser“ sagte Jasmin. Nach einer Weile lichtete sich der Wald und wir kamen an einer Schranke an. Auf der anderen Seite befand sich eine super geteerte Straße. 
„Das wäre die Straße gewesen, die um den Wald geführt hätte“ sagte ich zu Jasmin. „So was dummes“ erwiderte sie deutlich genervt. Und natürlich, wollte uns diese Schranke auch noch mal ärgern. Sie war verschlossen. 
Links, kein durchkommen. Rechts, ja. Aber durch Brenneseln. „Hilft ja nicht´s“ sagte ich zu Jasmin. Also durch da. Endlich wieder auf einer Straße. Endlich wieder richtig fahren. Für heute reichte es uns. Berge, Schlamm, Matsch, Brenneseln und nicht existierende Wege. Nach ungefähr 3 Km fanden wir dann auch auf einer großen Wiese unseren Schlafplatz für heute. 

Was für ein Tag.