Ankunft in Kroatien
Der gestrige Tag hatte es echt in sich. Aber jetzt heißt es erst einmal Frühstücken.
Anschließend packen wir unsere Sachen zusammen und fangen an alles runter zu tragen.
Leider sind unsere Klamotten von gestern noch nicht ganz trocken, aber das ist halb so schlimm, denn die Sonne scheint und wir packen die nassen Sachen einfach hinten auf das Fahrrad.
Als Jasmin die letzte Tasche holt, kommt sie mit einem Teller mit zwei frisch zubereiteten Pfannkuchen mit Marmelade und Puderzucker in der Hand wieder. Ganz erstaunt frage ich sie „Wo hast du die denn her?“. Die nette ältere Frau hat sie uns zum Abschied frisch gemacht“ antwortet sie. Wow, wie cool.
Also schnell die letzte Tasche ans Rad. Die Pfannkuchen sind wirklich super lecker.
Jasmin bringt der Frau denn Teller wieder und wir verabschieden uns. Für uns geht es heute weiter Richtung Süden. Unser Plan ist es, heute Rijeka in Kroatien, das direkt am Adriatischen Meer liegt, zu erreichen. Wir fahren wie so oft die erste Zeit auf Nebenstraßen. Doch schlussendlich müssen wir kurz vor der Grenze auf die Hauptstraße wechseln, um an den offiziellen Grenzübergang zu kommen.
Was gleich auffällt ist, dass der Verkehr deutlich dichter ist. Autos sausen im Sekunden Takt an uns vorbei. Interessant, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet, denk ich mir, da aufgrund der aktuellen Lage (Covid-19) und dessen was man so in den Medien hört, Reisen doch momentan recht schwierig sein soll und das fast alle Urlaub im eigenen Land machen. Seit Beginn unserer Reise haben wir noch nie so viel internationalen Verkehr auf einmal gesehen, wie hier. Deutsche, österreichische, polnische, tschechische, kroatische und natürlich slowenische Kennzeichen sind anzutreffen. Wobei gefühlt fast jedes zweite Auto ein deutsches Kennzeichen trägt. Bei Selšane ist es dann so weit, wir nähern uns dem Grenzbereich. Wahnsinn was hier los ist. Schon ungefähr 4km vor der Grenze stehen wir im Stau.
„Lass uns vorbei fahren. Fahrrad Bonus und so“ sage ich Jasmin und fahre los.
Wir fahren bis an die slowenische Grenzkontrolle vor. „Schade, anscheinend gibt es keinen extra Weg für Fußgänger. Dann halt auf einer der Autospuren“ sage ich zu Jasmin und sehe, dass uns ein Mann aus einem Auto lächelnd signalisiert, dass wir vor ihn rein können. Wir bedanken uns und sind direkt als nächstes dran. Wir begrüßen den Grenzbeamten freundlich auf slowenisch und reichen ihm unsere Pässe. Er ist sehr perplex als er unsere bepackten Räder entdeckt. Keine zwei Minuten später sind wir auch schon fertig. Hinter der slowenischen Ausreisekontrolle geht der Stau nahtlos weiter. Wir machen es wie eben und fahren an allen Autos vorbei, bis nach ganz vorne. Und wieder lässt uns eine nette Familie mit tschechischen Kennzeichen vor. Im vorbei rollen fragen sie uns noch deutlich beeindruckt, wo wir denn herkommen. „From Germany“ antwortet Jasmin ihnen. „All by bicycle? fragt die Frau auf dem Beifahrersitz. Als Jasmin dann mit „yes“ antwortet, fällt der Frau die Kinnlade runter.
An der Einreisekontrolle schaut der Beamte auch nicht schlecht. Ungefähr zwei Minuten später sind wir auch schon in Kroatien. Langsam verlassen wir die Berge und es geht leicht bergab.
Leider ist das Meer noch nicht zu sehen, aber die Landschaft fängt an sich deutlich zu verändern.
Es mischen sich immer mehr Brauntöne in die Landschaft und sie wird deutlich trockener. Kurz bevor es abwärts Richtung Rijeka geht, können wir zum ersten Mal das Meer sehen.
Wow! Was für ein tolles Gefühl. Man ist echt mit dem Rad bis zum Mittelmeer gefahren.
Jetzt geht es nur noch ein Stück bergab und dann sind wir am Wasser. Am Stadthafen angekommen, wird natürlich erst einmal ein Bild gemacht und verbreitet. So jetzt aber ab zu einem Strand, denn ich will ins Meer hüpfen. Da habe ich mich die letzten Tage schon drauf gefreut.
Wir fahren ein kleines Stück durch die Stadt. Immer an der Küste entlang. Als wir ein Schild entdecken auf dem „Beach“ steht, folgen wir ihm ein paar Meter und siehe da, da ist der Strand.
„Recht voll hier“ sagt Jasmin zu mir, als wir uns einen schönen Platz suchen. Nach kurzer Suche werden wir dann fündig. Wir stellen die Räder ab und ich ziehe mich schnell um.
Jasmin möchte nicht ins Wasser, was für mich überhaupt nicht nachzuvollziehen ist.
Wie sie will, denk ich mir und gehe ins Wasser. Ist das geil! Am liebsten würde ich das Wasser überhaupt nicht mehr verlassen. Da es aber langsam spät wird und wir ja auch schließlich noch einen Schlafplatz finden müssen, komme ich doch recht widerwillig aus dem Wasser. Schnell noch unter die Stranddusche um das Salzwasser los zu werden und dann geht es auch schon wieder weiter.
Kurz hinter Rijeka finden wir in einem kleinen Wäldchen unseren Schlafplatz für heute. Leider stellen wir aber auch fest, dass hier jemand illegal seinen Sperrmüll abgeladen hat. Leider wird das nicht das letzte Mal sein, dass wir so etwas sehen. Wir bauen unser Zelt auf, kochen uns etwas zu Essen und dann gehen wir schlafen. Früh werden wir am nächsten Morgen von den ersten Sonnenstrahlen geweckt. Nach dem frühstücken packen wir alles zusammen und schwingen uns wieder auf unsere Räder.
Für die nächsten Tage werden wir die Küste erst einmal nicht mehr verlassen, denn wir nehmen die Küstenstraße Richtung Süden nach Split. Leider ist sie aber auch ziemlich stark befahren.
Hier fällt uns ein sehr negatives Verhalten vieler Urlauber auf. Da es keinen Seitenstreifen oder ähnliches gibt, rasen einige Autos ganz schön dicht an uns vorbei. Erlaubt sind hier 90Km/h.
An die sich aber anscheinend niemand wirklich hält. Leider sind es fast immer ausländische Kennzeichen, also Urlauber, die ja an sich doch Zeit haben müssten. Dieser Umstand macht das fahren hier ganz schön anstrengend und nervenaufreibend. Dennoch ist die Landschaft unglaublich schön. Links, steile Berghänge und rechts immer das Meer. Und das Wetter spielt auch mit.
Bei strahlender Sonne und 36°C geht es immer wieder bergauf und bergab, was einen ganz schön ins schwitzen bringt. Viel trinken ist angesagt. Als es langsam spät wird, halten wir wie jeden Abend Ausschau nach einem Schlafplatz, doch leider gestaltet sich die Suche schwieriger als gedacht.
Links von uns geht es steil den Berg rauf und rechts von uns steil bergab zum Wasser.
Freie flache Stellen, Fehlanzeige. Denn überall wo es einigermaßen flach ist, ist alles zu gebaut.
Nach langer Suche (ca. 3 Stunden) werden wir dann doch noch fündig. In einer Kurve befindet sich zwischen Straße und Steilhang ein kleiner flacher Weg. Wir halten an und ich schaue mir das mal genauer an. Nach einer Minute kommen ich wieder zur Straße zurück und sage erleichtert zu Jasmin „Hier geht’s. Endlich!“. Auch sie scheint sichtlich erleichtert zu sein, endlich einen Schlafplatz gefunden zu haben. Wir schieben unsere Räder ein Stück den Weg entlang. Da der Weg parallel zur Kurve verläuft, endet er auch wieder an der Straße. Aber hier sollte es gehen. Wir suchen uns eine Stelle aus, von der wir nicht direkt von der Straße aus gesehen werden. Mittlerweile wird es auch schon langsam dunkel. Also schnell noch etwas zu Essen machen und dann ab ins Bett. Der nächste Tag beginnt wie fast jeder andere. Nachdem wir alles zusammengepackt haben, schieben wir unsere Räder wieder zurück zur Straße und fahren los. Da wir nicht mehr viel Wasser haben, wollen wir in der nächsten Ortschaft unsere Wasservorräte wieder auffüllen. Als wir nach wenigen Kilometern in der Ortschaft ankommen, halten wir Ausschau ob wir irgendwo einen Wasserhahn, beziehungsweise eine Wasserstelle finden. Leider Fehlanzeige. Naja dann halt im nächsten Ort oder irgendwo unterwegs.
Noch haben wir ja was. Bis zur nächsten Ortschaft sind es aber noch einige Kilometer und wir haben noch ein paar Höhenmeter vor uns, denn die Straße führt ein wenig weg von der Küste, bevor sie wieder parallel zur Küste verläuft. Also fahren wir bei lauschigen 38°C unter wolkenfreiem Himmel erst einmal von fast 0 Höhenmeter auf 360 Höhenmeter. Anschließend führt die Straße immer wieder rauf und runter. Wir kommen ordentlich ins schwitzen. Nach einer Kurve taucht ohne Vorankündigung eine kleine Tankstelle auf. „Da ist eine Bank im Schatten. Direkt an dem einzigen Baum weit und breit. Können wir da eine Pause machen?“ fragt Jasmin mich. „Aber so was von!“ antworte ich ihr.
Wir halten an der Bank an und setzten uns erst einmal. „Hey, wie sieht es aus. Lust auf was kaltes zu trinken?“ frage ich Jasmin und halte ihr das Portmonee hin und deute auf die Tankstelle.
„Oh, ja gerne. Soll ich uns was holen?“ erwidert sie. „Ja bitte“ antworte ich. Sie nimmt das Portmonee und geht zur Tankstelle. Wenig später kommt sie mit zwei eiskalten Limonaden in der Dose wieder.
Wir machen einige Minuten Pause und freuen uns über die kalte Erfrischung. „Ich hoffe wir finden noch Wasser! Hier in Kroatien gestaltet sich die Suche nach Wasser etwas schwieriger“ sagt Jasmin.
„Ich hoffe doch. Für heute wird es noch reichen, aber für morgen nicht mehr. In ungefähr 25 Kilometern kommt Karlobag. Scheint etwas größer zu sein, als die letzten kleinen Ortschaften durch die wir gefahren sind. Da werden wir morgen auf jeden Fall ankommen. Dort werden wir bestimmt was finden“ antworte ich ihr. „Notfalls kaufen wir dort was in einem Supermarkt“ erwidert sie. Nach einer Weile heißt es, weiter fahren. Rauf und runter. Doch irgendwann geht es wieder abwärts Richtung Meer. Dabei fahren wir durch eine sehr kleine Ortschaft namens Cesarica und kommen an einem Friedhof vorbei. Da wir uns schön öfters Wasser an Friedhöfen geholt haben, halten wir an und ich laufe einmal den Friedhof ab. Doch leider ist keine Wasserstelle zu finden.
„Ich glaube, auf Friedhöfen werden wir ab jetzt nicht mehr so schnell Wasser finden. Auf allen Gräbern liegen nur Plastikblumen“ sage ich zu Jasmin, als ich wieder bei ihr bin. Also fahren wir weiter. Mittlerweile sind wir wieder am Meer angekommen. Von der Straße aus führen immer wieder Wege direkt zum Wasser, wo mehrere kleine Buchten sind. Wir halten an und lehnen unsere Räder an einen Baum. „Was hältst du von einer Runde Baden? Vielleicht finden wir hier ja auch einen Schlafplatz“ sage ich zu Jasmin. „Hört sich gut an. Eine Abkühlung wäre toll“ antwortet sie.
Während wir uns unterhalten, kommt aus der gleichen Richtung aus der wir gerade gekommen sind ein anderer Radreisender. Als er zu uns rüber schaut, winken wir im freundlich zu und grüßen ihn.
Er, deutlich froh darüber andere Radreisende zu sehen, erwidert die Reaktion und lenkt zu uns ein.
Er stellt sein Fahrrad zu unseren und wir Begrüßen einander. Wir kommen ins Gespräch.
Tauschen Informationen und Erfahrungen aus. Dabei stellt sich heraus, dass er was Radreisen angeht, ein alter Hase ist. Er ist Bulgare und seit knapp 15 Jahren unterwegs. Er ist damals in Bulgarien Richtung Osten gestartet und kommt jetzt vom Westen her wieder. Wir unterhalten uns eine gefühlte Ewigkeit, wobei er uns von seinen Erfahrungen berichtet und uns von seinen Abenteuern erzählt.
Wir sind beide deutlich beeindruckt, was er so alles erlebt hat. Er möchtet für heute noch etwas weiterfahren. Wir hingegen machen Schluss für heute. Wir verabschieden uns und witzeln noch darüber, dass wir uns wohl noch öfters sehen werden, denn er hat fast genau die gleiche Route wie wir geplant. Da er aber wie er sagt langsam unterwegs ist, möchte er heute noch ein wenig fahren, aber das wir ihn morgen bestimmt wieder einholen werden. Er schwingt sich auf sein Fahrrad und fährt los. „Der war ja lustig und super nett“ sagt Jasmin. „Ja, fand ich auch. Wow, 15 Jahre!“ erwidere ich.
Wir schnappen uns unsere Räder und schieben sie runter zum Wasser. Direkt am Wasser verläuft ein kleiner Weg. Wir suchen uns eine schöne Stelle zwischen zwei großen Tannen aus, ziehen uns um und gehen ins Wasser. Anschließend machen wir uns etwas zu essen. Da immer wieder Leute an uns vorbei gehen und wir zwischen Weg und Wasser nur ein paar Meter haben, warten wir noch etwas ab mit dem Zeltaufbau. So 100% zufrieden bin ich nicht mit dem Platz. Da er wo wir unser Zelt aufbauen würden, direkt am Weg liegt und auch das Zelt gerade nur so hinpassen würde, entscheide ich mich ein paar Meter weiter zu gehen und nach einem besseren Platz Ausschau zu halten.
Nur wenige Meter weiter werde ich dann auch fündig. Da es sehr schnell dunkel wird, beschließen wir jetzt umzuziehen. Also fangen wir an, alle Taschen rüber zu bringen. „Ich fange an das Zelt aufzubauen, bevor es komplett dunkel ist. Ist das ok für dich?“ frage ich Jasmin. „Ja, ist ok“.
Es dauert nicht lange, da ist es auch schon dunkel, aber das Zelt steht und alle Taschen samt Räder sind da. Da es immer noch super warm ist (26°C), entscheide ich mich noch mal ins Wasser zu hüpfen.
„Ich gehe noch mal ins Wasser. Keine Lust mich verschwitzt ins Zelt zu legen.
Kommst du mit?“ frage ich Jasmin. „Ja“ antwortet sie. Wir legen eine unserer Kopflampen auf einen großen Stein am Ufer, damit wir überhaupt etwas sehen können.
Denn es ist kein Mond am Himmel zu sehen, der etwas Licht spenden würde.
Nach der kurzen Abkühlung legen wir uns ins Zelt und schlafen.
Gute Nacht liebe Welt und gute Nacht liebes Tagebuch