Tschechien 2
Hallo liebes Tagebuch.
Unser nächstes Etappenziel lautet Prag.
Doch zuvor heißt es Sachen packen und sich über das Frühstücksbuffet hermachen.
Es gibt frische Croissants, Brötchen, Saft, Kakao und Wassermelone. Da wir am Fenster sitzen, bekommen wir es direkt mit als es anfängt zu Regnen. „Mh, Regen. Naja, es wird schon irgendwann wieder aufhören“ sage ich zu Jasmin und schlürfe dabei meinen warmen Kakao.
„Es kann nur besser werden“ erwidert sie mit einem lächeln. Nach dem Essen heißt es nun wieder alles runter zu den Rädern bringen. Wir sammeln alles vor dem Aufzug. Letzter Check ob auch nichts im Zimmer vergessen wurde. Alles da, nichts liegengelassen. Nun muss alles in den Aufzug und zwei Etagen tiefer und dort dann alles wieder raus. So, dass wäre geschafft. Nach drei mal hin und her laufen ist auch schon alles bei unseren Rädern vor der Tür. Schnell noch die Regenjacken überziehen. Während ich zur Rezeption gehe um uns auszuchecken, belädt Jasmin schon mal die Räder.
Kurze Zeit später ist alles geregelt und die Räder bepackt. Es kann also weiter gehen.
Um aus Pilsen raus zukommen, heißt es erst einmal Bergauf strampeln.
Der Regen wird zum Nieselregen und es wird schnell warm in der Regenjacke.
Ich entschließe mich die Regenjacke auszuziehen. „Bringt ja nichts, wenn ich dann vom schwitzen mehr nass bin als vom Regen“. „Ich lass meine an. Finde es gerade so schön muckelig warm“ antwortet Jasmin.Nach einer Weile hört es dann sogar ganz auf zu regnen und es zeigt sich sogar mal die Sonne. Unser Weg führt uns durch mehrere kleine Ortschaften, sowie vorbei an vielen Feldern.
Leider sollte sich das Wetter noch einmal ändern. Da wir gerade aus einer kleinen Ortschaft ein Stück bergauf gefahren sind und uns auf einem erhöhten Punkt befinden, kann man gut die hinter uns liegende Landschaft begutachten. Doch leider gefällt mir nicht so ganz was ich da so am Himmel sehe. „Oho, guck mal nach hinten. Das sieht überhaupt nicht gut aus!“ sage ich zu Jasmin und deute auf die dicke dunkle Masse die da auf uns zugerollt kommt. „Das wird mehr als nur ein kleiner Schauer“.
„Der nächste Unterstand den wir finden, sollten wir nutzten“ antwortet sie und radelt los.
Ich mache es ihr gleich und fahre ebenfalls los. Wir ziehen das Tempo deutlich an, um noch rechtzeitig einen sicheren Unterschlupf zu finden. Wir kommen uns vor wie beim Fangen spielen.
Sind wir schneller als die Regenfront oder ist sie schneller als wir und wir gehen baden?
Leider ist weit und breit nichts außer Felder und somit kein Unterschlupf vorhanden.
Mist.
Dann taucht ein Verkehrsschild auf.
„3 Kilometer bis zur nächsten Ortschaft“ rufe ich Jasmin zu, die direkt hinter mir ist.
Nur wenige Minuten später erreichen wir die Ortschaft namens Lochovice.
Zum Glück ist hinter dem Ortseingangsschild direkt eine intakte Bushaltestelle. Schnell rein da.
Keine 2 Minuten später fängt es an zu Regnen. Aus der entgegenkommenden Richtung kommt ein anderer Radfahrer, wir winken ihm zu und deuten ihm an, dass er sich zu uns unterstellen soll.
Gerade noch rechtzeitig, denn gerade als er sich unterstellt öffnet der Himmel scheinbar alle Tore und gießt wie aus Eimern. Durch das Metalldach der Bushaltestelle ist der prasselnde Regen so laut, dass wir uns gefühlt anschreien müssen, um den anderen zu verstehen. Während wir drei nun den Schauer abwarten, kommen wir miteinander ins Gespräch. Leider Spricht der Mann nicht viel Englisch, was aber die Unterhaltung nichts schmälert. Wir lachen alle viel zusammen und albern ein wenig herum, über diese nasse Situation. Das zeigt uns mal wieder, man kann sich immer irgendwie verständigen und ein Lächeln sagt mehr als tausend Worte. Nach einer Weile lässt der Regen nach, bis er Schluss endlich ganz aufhört. Wir verabschieden uns voneinander und alle fahren weiter. Was für ein netter Mensch, denken wir beide uns. Das ist es was eine Reise wirklich ausmacht. Diese spontanen Begegnung mit anderen Menschen, die sich oft zu den tollsten Momenten der Reise entwickeln können.
Wir fahren noch ein paar Kilometer weiter, bis wir einen schönen Schlafplatz auf einer Wiese finden und uns entscheiden für heute Schluss zu machen. Ein kleiner Wald bietet uns Sichtschutz zur Straße.
Noch schnell etwas zu essen machen und dann wird geschlafen. Am nächsten Morgen stärken wir uns mit einer ordentlichen Ladung Haferflocken mit Obst. Da durch den Morgentau das Zelt von außen noch etwas feucht ist, wird zuerst gefrühstückt und dann zusammengepackt. Nach dem wir fertig gegessen haben und alles verstaut haben, geht es auch schon wieder weiter. Unser Weg führt uns eine ganze Weile am Fluss Berounka entlang. Dabei kommen wir durch Řevince sowie Černošice und Radotin, wo der Fluss Berounka in dem Vltava mündet. Dort beginnt dann auch schon das Einzugsgebiet von Prag. Nach einer Weile merken wir schnell, ok jetzt sind wir in der Großstadt angekommen. Der Verkehr wird deutlich dichter und hektischer, überall laufen Menschen mit Einkauftüten umher, große Gebäudekomplexe stehen dicht an dicht und eine scheinbar ständig klingelnde Straßenbahn tummelt sich durch die Massen. Und wir mittendrin.
Wir sind eindeutig in Prag angekommen. Wir versuchen es so gelassen wie möglich zu nehmen, denn im Gegensatz zu allen anderen, haben wir keinen Zeitdruck. Da wir heute recht schnell voran gekommen sind, sind wir schon etwas früher als gedacht an der Unterkunft. „Ich gehe mal rein und frage nach, ob es möglich ist etwas früher einzuchecken“ sage ich zu Jasmin und gehe zur Rezeption.
Nach einer Minute bin ich wieder draußen. „Nichts zu machen. Wir müssen warten“.
Somit sind wir gezwungen, 45 Minuten vor unserer Unterkunft zu warten. Es gibt schlimmeres denken wir uns. „Ich nutze die Zeit und suche uns schon mal ein leckeres Restaurant raus“ sagt Jasmin zu mir und schnappt sich ihr Handy. Nach dem wir dann einchecken konnten und all unsere Sachen auf unser Zimmer gebracht haben, gehen wir fix duschen und machen uns auf den Weg.
Denn wir sind beide ziemlich hungrig. Zuerst wollen wir etwas essen und danach uns die Stadt anschauen. Unsere heutige Wahl ist indisch. Praktisch, dass direkt einer um die Ecke ist.
Nach dem wir den ersten Punkt unserer to do Liste abgearbeitet haben, gehen wir nun papsatt zu Punkt zwei über. Prag hat vieles zu bieten. Angefangen bei einer sehr schönen Altstadt, die man über das mittelalterliche Stadttor aus dem 15. Jh. betritt, in der sich auch das Rathaus mit einer astronomischen Uhr befindet, sowie die Karlsbrücke, über die man zur Prager Burg samt Kathedrale aus dem 9. Jh. gelangt. Nach dem wir alles ausgiebig zu Fuß erkundet haben, gönnen wir uns bei Captain Candy eine Tüte Naschi. Zurück in der Unterkunft, lassen wir die letzten Tage noch einmal revue passieren. Der folgende Tag sollte der heißester Tag unser bisherigen Reise werden. Doch zuerst hieß es erst einmal aus Prag herauszukommen. Nach erst ungefähr 22 Kilometern erreichten wir die Stadtgrenze von Prag. Der Tag sollte aber noch mehr Überraschungen für uns parat haben. Bis zur Mittagsstunde, kletterte das Thermometer bis auf 38°C. Und als wäre das noch nicht genug, sollte unser Weg auch noch sehr abenteuerlich werden. Asphaltierte Straßen wurden zu Schotterpisten. Schotterpisten wurden zu schmalen Feldwegen. Und diese wiederum zu Trampelpfaden. Irgendwann wurden die Wege aber dann zum Glück wieder besser. Später,so um die Mittagszeit, machten wir eine Pause im Schatten einer Bushaltestelle. Es war so warm, dass wir beschlossen mal nach einem Badesee oder einem Campingplatz im Internet in unserer Nähe zu suchen, um uns am Abend eine Dusche oder ein Bad zu gönnen. Schnell werden wir fündig. In ein paar Kilometern kommt ein Campingplatz, der auch fast auf unserer Route liegt. Während wir da so im Schatten sitzen, kommt eine Frau auf uns zu, die kurz zuvor mit dem Auto an uns vorbei gefahren ist. Zuerst fragt sie uns etwas auf Tschechisch. „Sorry, only english or german“ antworte ich ihr. „Would you like something cold to drink?“
Wir nicken beide und antworten ihr das uns etwas kaltes Wasser schon reichen würde und bedanken uns schonmal. Nach ungefähr 2 Minuten kommt sie mit zwei großen Kannen kaltem Wasser wieder und sagt zu uns, wenn wir mehr möchten sollen wir Bescheid sagen. Sie geht wieder zurück zu ihrem Auto, dass direkt neben der Bushaltestelle in der Einfahrt eines Hauses steht, wo sie ihren Einkauf ausräumt. Wow, wie nett, denken wir uns beide und freuen uns sehr über etwas kaltes zu trinken.
Nach dem wir den Großteil getrunken haben und den Rest in unsere Trinkflaschen umgefüllt haben, bringe ich der Frau die zwei Kannen wieder und bedanke mich noch einmal herzlich bei ihr.
So gestärkt fahren wir weiter. Doch der Weg zum Campingplatz sollte noch einmal, sagen wir mal sehr abenteuerlich werden. Unser Fahrrad Navi suchte für uns den kürzesten Weg aus.
Das der kürzeste Weg aber nicht immer der Beste ist, merkten wir dann auf den letzten 2,6 Kilometer. Stellenweise war das Fahren einfach nicht mehr möglich und selbst das Schieben wurde zur Herausforderung. Hin und wieder kamen uns Wanderer entgegen, die uns nur verdutzt anstarrten und sich über die Wahl unseres Weges und der Räder die wir da durch das Gelände bewegten, wunderten. Ganz nach dem Motto „Was sind das denn für zwei Verrückte!“. Irgendwann und irgendwie kommen wir dann aber doch noch am Campingplatz an. Dort werden wir von einer sehr netten und lustigen Frau in Empfang genommen. Sie erklärt und zeigt uns alles und wünscht uns eine erholsame Nacht.
Da es schon langsam dunkel wird, bauen wir schnell unser Zelt auf und kochen uns etwas zu essen. Nach dem Essen gehen wir noch duschen und legen uns glücklich in unser Zelt.
Ein langer, heißer und aufregender Tag geht zu Ende.
Bis bald liebes Tagebuch